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Sony FE 50/1.4 Zeiss Planar oder Sony FE 50/1.2 GM?


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Nach dem Erscheinen des Sony 50/1.2 GM stehen vielleicht noch andere vor dieser Entscheidung, und so schreibe ich hier mal von meinen Erfahrungen. Vielleicht hilft es dem einen oder anderen bei seiner Entscheidungsfindung. Da es beide Objektive gleichermaßen betrifft, habe ich diesen Beitrag aus dem Thread über das 50/1.4 Zeiss Planar herausgelöst, wo die Diskussion begann, und eröffne einen eigenen Thread dazu.

Das Sony 50/1.4 Zeiss Planar hatte ich bereits einmal für ein Jahr im Besitz, bevor ich es (aus anderen Gründen, die nichts mit dem Objektiv zu tun hatten) wieder verkaufte. Der besondere Bildeindruck hat mir damals schon sehr gefallen und ich habe es seitdem nicht wieder vergessen können. Ich muß dazu sagen, dass für mich die 50mm meine Lieblingsbrennweite sind, die mir einfach liegt... ich "sehe" sozusagen in 50mm. Mit 35mm oder 85mm komme ich - trotz mehrerer längerer Versuche einfach nicht so gut klar. Daher bin ich auch bereit, für diese spezielle Brennweite mehr Geld für mein Hobby auszugeben, als ich es bei anderen Brennweiten bereit wäre.  

Ich habe mir daher nochmal vor einigen Tagen ein neues Exemplar des Sony 50/1.4 Zeiss Planar bestellt. Wie in dem o.g. Link beschrieben, war ich aber unsicher, ob ich nicht doch auch das neue Sony 50/1.2 GM in Betracht ziehen sollte - bei gleichem Gewicht und gleicher Größe, aber eben auch heftigem derzeitigen Preisunterschied von fast 1.000 Euro 😮. Zudem ist das GM derzeit kaum lieferbar. Durch einen Zufall hatte jedoch ein Händler im Bundesgebiet gerade ein neues Exemplar hereinbekommen und das habe ich mir kurzerhand ebenfalls kommen lassen, um beide Objektive gleichzeitig und im direkten Vergleich testen zu können. Schlußendlich ist es eine große Menge Geld, um die es geht, da möchte ich mir dann absolut sicher sein und nicht später im Hinterkopf immer den nagenden Gedanken haben müssen: "Hättest du vielleicht doch das andere nehmen sollen?". Beide Objektive habe ich an meiner A7R IIIA getestet. Wichtig: Videofunktion ist für mich persönlich absolut unwichtig, bei meinen Erfahrungen beziehe ich mich daher nur auf den Fotobereich.

Die Gemeinsamkeiten sind: 

  • beides sind sehr hochwertige Objektive,
  • Größe und Gewicht sind nahezu identisch (siehe hier
  • beide haben 11 Blendenlamellen,
  • beide haben einen Blendenring (wahlweise klickbar/lautlos). Beide Blendenringe schnappen beim Automatikmodus auf der Stellung "A" gleichermaßen ein, was ein ungewolltes Verlassen der A-Stellung wirksam verhindert. 
  • beide Objektive verfügen über einen manuellen AF/MF Umschalter.
  • Beide Objektive sind abgedichtet und verfügen über eine kleine Gummidichtlippe am Bajonettverschluss. 
  • Die Haptik von beiden Objektiven ist sehr angenehm, man fühlt bei beiden die hohe Fertigungsqualität und es ist mit beiden eine Freude, damit zu arbeiten. Diesbezüglich nehmen sich beide Objektive nichts, das unterschiedliche "Anfassgefühl" bleibt eine Frage der persönlichen Priorität. 

Die Unterschiede sind:

  • Offenblende F1.4 versus F1.2, 
  • ein heftiger Preisunterschied von ca. 1.000 Euro (das Zeiss Planar liegt derzeit bei 1.399 Euro abzgl. 100 Euro Cashback (und nochmal 100 Euro Alpha Welcome Bonus beim Kauf einer neuen Kamera, was bei mir der Fall ist), während das GM - wenn man es überhaupt bekommt - bei 2.399 Euro liegt (der Alpha Welcome Bonus gilt auch hierfür)).
  • Der Fokusring ist beim Zeiss merklich strammer als beim GM, beim letzteren empfinde ich den als zu leichtgängig, das Zeiss wirkt in diesem Fall für mich hochwertiger.
  • Dafür hat das GM zwei individuell belegbare Tasten verbaut, was je nach Einsatzzweck sehr hilfreich sein kann.
  • Die AF-Geschwindigkeit des GM soll nach allen Tests, die ich bislang dazu gelesen/gesehen habe, schneller sein - das habe ich mangels bewegten Motiven noch nicht selbst testen können, bei statischen Motiven habe ich so gut wie keinen Unterschied gespürt.
  • Dafür ist das GM komplett lautlos, beim Zeiss hört man den AF leise arbeiten, aber niemals störend. Draußen bei etwas Umgebungsgeräuschen sowieso nicht. 
  • Die Gegenlichtblende beim GM hat einen kleinen Knopf zum Entriegeln und läßt sich dann sehr leicht auf- und absetzen, beim Zeiss braucht es etwas mehr Kraft, bevor es dann mit etwas Druck beim Ver- und Entriegeln über einen kleinen Widerstand einschnappt. Ich persönlich finde die Lösung beim GM angenehmer.

Die Objektive wurden an meiner A7R IIIA auf einem stabilen Gitzo-Stativ getestet, Stabi aus, Fernauslösung, voll manueller Verschluß, ARW, keine Bearbeitung in LR.  Was ist mir aufgefallen? Den oftmals beschriebenen "Zeiss 3D-Pop" wie auch die besonderen Zeiss-Farben konnte ich nicht feststellen. Sowohl drinnen wie draußen sind die Farben identisch oder anders ausgedrückt: das GM liefert das gleiche ab wie das Zeiss. Die Fotos mit dem Zeiss sind aber stets reproduzierbar eine Spur dunkler als beim GM und haben auch etwas mehr Kontrast, wirken damit auf den ersten Blick etwas "satter" als die aus dem GM stammenden Bilder, das GM belichtet eine kleine Spur reichlicher. Es sind jedoch nur minimalste Korrekturen in LR notwendig, um das auf den gleichen Stand zu bringen. Sieht man eigentlich auch nur im direkten 1:1 Vergleich. 

Auf den ersten Blick fällt aber auf, dass das GM einen etwas weiteren Bildwinkel hat als das Zeiss. Also entweder hat das Zeiss 50mm, dann hat das GM etwas weniger (vielleicht 48mm) oder das Zeiss hat mehr Brennweite als das GM, falls dessen Brennweite genau 50mm sein sollten. Bei identischen Motiven, vor allem mit geraden Linien an den Kanten, fällt der Unterschied sofort auf. Ich habe mal versucht, das rechts mit einem roten Kasten einzuzeichnen:

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Spielt in der fotografischen Praxis, wenn man nicht gerade mit beiden Objektiven gleichzeitig arbeitet, aber keine Rolle. 

Das GM zeichnet ein weicheres Bokeh als das Zeiss. Das ist beim Unterschied F1.2 zu F1.4 erstmal nicht verwunderlich (im Folgenden 100% Ansichten!):

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Die beiden vorangestellten Bilder sind 100% Ansichten - bei Vollbildansichten würde das hier keine so große Rolle spielen, die Drittelblende kann aber - je nach Motiv und Abstand - schon einen sichtbaren Unterschied auch bei Vollbildansicht hervorzaubern. Das Bokeh des GM ist wirklich wunderschön sanft.

bearbeitet von ak.lenswork
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Was aber erstaunlich ist: trotz identischer 11 Blendenlamellen produziert das GM auch bei identischen Blendenwerten ein Bokeh, das stets noch eine Spur weicher ist als beim Zeiss. Im folgenden zwei 100% Ansichten, die das verdeutlichen:

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Also da ist Sony beim 50/1.2 GM in dieser Hinsicht ein wirklich guter Job gelungen, denn auch das Zeiss produziert schon einen sehr angenehmen Bildlook. Dass Sony auch beim Bokeh nochmal eine kleine Schippe drauflegen konnte, verdient Respekt.

Deutlich ist aber vor allem der Unterschied in der Bildschärfe. Die folgenden Bilder vom Schrank sind alle 100% Detailansichten.  In der Bildmitte herrscht bei Offenblende ziemlicher Gleichstand  (ich habe hier zwecks Vergleich auch beim GM die F1.4 gewählt):
und beide Objektive beim Abblenden (hier F2.8) nur wenig zulegen:

bearbeitet von ak.lenswork
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ist der Unterschied in der Randschärfe enorm: hier hat das GM bei Offenblende eindeutig und deutlich sichtbar die Nase vorne! Nachfolgend habe ich eine 100% Ansicht vom rechten unteren Bildrand als Beispiel bei F1.4 verlinkt. Die Schwäche des Zeiss am Rand war in allen vier Ecken absolut gleichmäßig ausgebildet, wie auch beim GM waren die beiden neuen Objektive übrigens ab Werk hervorragend zentriert. 

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Das Zeiss muss man schon auf F5.6 abblenden, um langsam an die Leistung des GM heranzukommen:

Mein persönliches Fazit: nach langem Zögern habe ich mich - trotz des hohen Preises - für das Sony 50/1.2 GM entschieden. Beides sind hervorragende Objektive! Nachdem aber der Bildeindruck bei beiden Objektiven identisch war (kein spezieller "Zeiss-Bonus" war zu erkennen), das Sony aber noch das eine Spur bessere und gleichmäßigere Bokeh bietet und vor allem selbst in den Ecken schon bei Offenblende im Gegensatz zum Zeiss rasiermesserscharf abbildet, und ich ganz persönlich auch die Haptik des GM lieber mochte, waren das für mich die Gründe, mich für das GM zu entscheiden. Das Geld tut nur einmal weh 🧐🙈, aber dafür habe ich dann auch jeden Tag  viel Freude an diesem wunderbaren Objektiv 😍 und möchte es viele Jahre behalten.

Kleine Info am Rande: seit dem 20.6.2021 gibt es für das Sony FE 50/1.2 GM die neue Firmware 02 zum Download - meines kam noch mit der Version 01. Was genau die Verbesserungen sind, darüber läßt sich Sony leider nicht aus.

Den leisen und (laut anderen Tests) etwas leistungsfähigeren AF des GM nehme ich gerne mit, auch wenn das für meine Zwecke nicht entscheidend ist. Nochmal der Hinweis: welche Unterschiede es im Video-Bereich zwischen den beiden evtl. noch geben mag, habe ich - mangels Interesse und Ahnung - nicht getestet. Je nachdem kann natürlich die individuelle Wertung bei jedem anders aussehen.

Das Zeiss hat in meinen Augen das derzeit deutlich bessere Preisleistungsverhältnis und man macht damit überhaupt nichts falsch. Beides sind außergewöhnlich gute Objektive. 

bearbeitet von ak.lenswork
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vor 7 Stunden schrieb ak.lenswork:

Den oftmals beschriebenen "Zeiss 3D-Pop" wie auch die besonderen Zeiss-Farben konnte ich nicht feststellen.

Das halte ich eh für urbane Legenden. Und eigentlich ist das ja auch kein Zeiss Objektiv, sondern ein Sony Objektiv mit Zeiss Label, das von Sony verkauft wird. 

Danke für diesen ausführlichen und aufschlussreichen Vergleich.

bearbeitet von Octane
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  • 1 month later...
  • 2 months later...

Besten Dank an ak.lenswork     =>  Habe das SEL55F18Z und liebäuge mit dem SEL50F14Z weil beim 55er der MF überhaupt keinen Spaß macht, das Bokeh super "aggresiv" ist und die Farbränder ab und an wirklich stören. Ob ich das 55er behalten werde weiss ich noch nicht. Ggfs, ja, als Reiseobjektiv, weil es klein ist und für Doku-Zwecke dann schon gut ist.

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@HBHBDer Größen- und Gewichtsunterschied des SEL55F18Z zum SEL50F14Z bzw. SEL50F12GM ist wirklich erheblich. Und das 55er ist derzeit ja relativ preiswert zu bekommen bzw. der Wiederverkaufswert ist doch recht überschaubar, vor allem angesichts seiner Qualität. Es ist vielleicht nicht der Bokeh-Weltmeister, aber in meinen Augen nach wie vor in Sachen Größe und Gewicht ein sehr attraktives Objektiv im 50er Bereich innerhalb des Sony Universums. Wenn es finanziell machbar ist, würde ich es an deiner Stelle behalten.

Ich habe meines damals verkauft, was ich ab und an etwas bereue, weil es einfach supermobil ist.  

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  • 1 year later...

Danke für den ausführlichen Vergleich Planar/GM. Habe das Planar, bin sehr zufrieden und freue mich, auf Reisen oder bei Street alternativ noch das kleine 55/1.8 nutzen zu können. 
 

Sicher ist das GM einen Tick besser in der IQ als das Zeiss. Aber für den Preis bekomme ich eben alternativ auch die beiden genannten. Das 55er hat m.E. nur eine Schwäche, das sind die erhelblichen CA‘s bei Offenblende. Bei 2.8 sind die aber fast weg, und so nutze ich es für oben genannte Zwecke ohnehin. 
 

Hätte ich Geld ohne Ende, würde ich das Planar durch das GM ersetzen, aber keinesfalls auf das 55er verzichten.

bearbeitet von peoplewing
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